Erziehungsurlaub - ein Brief

Berlin, 2003-01-22
Liebe Sylvia,
danke, dass obwohl du sehr beschftigt bist, hast du ein bisschen Zeit fr mich gefunden. Dein Brief war eine nette berraschung – letztens musste ich auch sehr viel arbeiten, weil meine Firma an den Messen teilgenommen hat, und ich war fr die Organisation verantwortlich.
Der Erziehungsurlaub ist eine sehr interessante Idee fr mich. In Polen gibt’s so was noch nicht, aber ich glaube, es wre nicht schlecht, wenn Frauen hier auch solche Mglichkeit htten. Ich finde es gut, dass euer Englischlehrer mit dem Kind zu Hause bleiben will, seiner Frau hilft, und Stereotype, dass Erziehung nicht mnnliche Sache ist, bricht. Es ist ganz klar, dass der es spter machen knnte, es ist also nur ein Monat, der wichtigste Monat in der Schule, und er knnte noch ein Paar Tagen bei euch bleiben und euch helfen. Aber sonst finde ich die Idee ganz toll.
Selbstverstndlich gibt es nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile. Der Mann bleibt zu Hause, seine Frau kann frei whlen, ob sie zu Hause bleiben oder zurck zur Arbeit will. Wenn sie einen guten Job hat, und viel Geld verdient, dann manchmal sie kein Kind haben will, um ihre Karriere weiterzufhren, und Erziehungsurlaub gibt ihr eine Chance. Aber die Kinder brauchen ihre Mutter und wenn sie arbeitet, hat sie bestimmt weniger Zeit fr sie, die Familie trifft sich nur am Abend, isst Abendessen und die Kinder sind nur eine kurze Weile mit ihrer Mutter.
Ich glaube, es gibt nur eine, beste Lsung – beide Eltern sollen den Erziehungsurlaub teilen, also der Mann und die Frau ein Jahr zu Hause verbringen. Dann ist es einfacher fr die Kinder, die Eltern lassen ihre Arbeit fr krzer und jeder ist zufrieden. Ich hoffe, bei mir in Zukunft wird es so. Ich will Kinder haben, aber auch mein eigenes Leben, eigene Arbeit und ich mchte meine Zeit teilen, so dass ich auf nichts verzichten muss. Schreib mir bitte, was du darber denkst.

Gru,